Wenn’s die Zähne getroffen hat!

So schnell kann’s gehen!

Bewegung tut gut. Doch die Zeiten von Turnvater Jahn sind vorbei. Heute begeistern Trendsportarten wie Mountainbiking, Rollerblading oder Snowboarding. Und das vor allem junge Sportler. Dabei ist häufig Geschwindigkeit Trumpf. Das bleibt nicht immer ohne Folgen. Zahnmediziner wie der Kasseler Zahnarzt Dr. Armin Rennert registrieren seit Jahren einen deutlichen Anstieg von Zahnverletzungen. Doch nicht nur Trendsportarten bergen Risiken – auch Klassiker wie Hockey, Kampfsport und Reiten.

Rund 80 Prozent der Unfälle betreffen die oberen Schneidezähne. Aufgrund der häufi  auftretenden Folgeprobleme ist oft eine lebenslange zahnärztliche Betreuung erforderlich“, sagt Dr. Armin Rennert. In seiner Zahnarztpraxis am Märchenviertel im Kasseler Stadtteil Niederzwehren sind Betroffene in guten Händen. Er kennt die Risiken, die Zahnverletzungen, mit oder ohne Substanzverlust, mit sich bringen.

Auch der Zahnnerv kann freigelegt werden

Was kann passieren? Bei einem Sportunfall kann zum Beispiel die Zahnhartsubstanz beschädigt werden und vom Zahn abgesprengt werden. „Abgesplitterte Zahnteile können sich auf den Zahnschmelz begrenzen oder bis in die Dentinschicht ausbreiten. Dabei kann auch der Zahnnerv freigelegt werden“, erläutert der Zahnarzt.

„Werden Zähne zur Mundhöhle oder Lippe hin verschoben, ist die gegenüberliegende Knochenlamelle, die die Zahnwurzel bedeckt, meist frakturiert“, erläutert Dr. Armin Rennert.

Das Resultat: „Es kommt zur Abtrennung des Gefäß-Nerven-Bündels an der Wurzelspitze, was einen Sensibilitätsverlust zur Folge hat.“

Die Beispiele machen deutlich: Wird ein Zahn verletzt, spielt der Faktor Zeit eine Rolle. Rennert rät, zunächst zuprüfen, ob der Verletzte bei Bewusstsein ist, Hilfe zu holen oder leisten. Bei Blutungen aus dem Mund muss dieser auf Zahnverletzungen untersucht werden. Denn bei gelockerten oder ausgeschlagenen Zähnen besteht die Gefahr, dass sie verschluckt werden.

Zahnrettungsbox schützt ausgeschlagenen Zahn

Idealerweise werden sie in eine Zahnrettungsbox gelegt. Sie beinhaltet einzellphysiologisches Medium, damit der Zahn nicht austrocknet und seine Farbe verändert. Auch ein Überlebender Zellen auf der Wurzeloberfläche wird so unterstützt. Erhältlich sind sie unter anderem in Schulen, öffentlichen Sportstätten oder Apotheken.

„Wird der Zahn feucht und steril transportiert, sind die Chancen groß, dass er wieder einheilt“, sagt der Zahnarzt. Ein weiterer Tipp: „Ausgeschlagene Zähne dürfen zum Schutz der Zellen auf der Wurzeloberfläche nur an der Krone berührt werden.“ Auf dem Weg zum Zahnarzt empfiehlt er den verletzten Bereich zu kühlen, um Schwellungen gering zu halten.

Pech gehabt … gut zu wissen, wer helfen kann und was zu tun ist.

Was tun? „Eine Möglichkeit ist, das Zahnfragment mithilfe von Kompositen, sprich Kunststoff, an der Festzahnhartsubstanz wieder zu befestigen“, erläutert Dr. Armin Rennert. Verlagerte, hineingepresste oder ausgeschlagene Zähne werden nach Wundreinigung in die ursprüngliche Position gebracht, mit einer grazilen Drahtschiene stabilisiert und ruhig gestellt: „Die Schienung belässt man, je nach Verletzung, ein bis vier Wochen.“

Sind ein oder mehrere Zähne nicht mehr zu retten, müsse jedoch auch über Zahnersatz, etwa Kronen, Brücken oder Implantate, nachgedacht werden. Der Zahnverlust ist jedoch nicht das einzige heikle Thema,sondern auch der dauerhafte Sensibilitätsverlust. Bei einer Wurzelkanalbehandlung wird das nicht mehr sensible Gewebe aus dem Zahn entfernt und nach Einlage eines Medikamentes durch ein Wurzelfüllmaterial ersetzt. Danach steht der Freude am Sport nichts mehr im Wege.